Veranstaltungsprogramm 2024

DO 26. September, 19:00 Uhr: Vortrag: "Von Lebenswelten, radikalisierter NS-Verfolgung und Konti-nuitäten bis in die junge Bundesrepublik!" Dr. Julia Munier zur Verfolgung nach § 175 StGB in Südbaden

Vor dem Hintergrund bestehender Lebenswelten in der Weimarer Republik im deutschen Südwesten, wird die Verfolgung homo- und bisexueller Männer nach § 175 StGB in der Zeit von 1933 bis 1969 in den Blick genommen. Der Vortrag beleuchtet dabei besonders die Region des heutigen Baden-Württembergs und speziell Südbadens anhand ausgewählter Biografien. Es gilt zunächst die sich sukzessive verschärfende Verfolgung homosexueller Männer in der NS-Zeit, die erheblich gesteigerte Verfolgung und die politisch-ideologische Neubewertung des „homosexuellen Straftäters“ als Staats- bzw. Volksfeind zu begreifen, um dann auf Spezifika der NS-Verfolgung abzuheben. In der NS-Zeit rückten – und auch dies möchte der Vortrag mitbedenken – auch geschlechternonkonform lebende Menschen aus der Ortenau in das Visier der Verfolgungsorgane. Die §§ 175 und 175 a StGB blieben in der NS-Fassung bis 1969 in Kraft. Vor diesem Hintergrund hebt der Vortrag abschließend auf bestehende Kontinuitäten in der jungen Bundesrepublik ab.

 

 

 

SO 29. September, 17 Uhr: Musiktheater "Louises Traum" oder WHERE THE F*CK IS KURT WEILL?

Von Georg Darvas und Ingala Fortagne

Louise, Sängerin aus dem Jahr 2023, träumt, kurz vor ihrem Auftritt im Stück "Marie Galante", dass sie mit dem Komponisten Kurt Weill zum Vorsingen verabredet ist. Er war nicht im Theater, also sucht sie ihn in seinem Wohnhaus in Kleinmachnow, in Berlin. Sie will unbedingt die Rolle in seiner Oper "Der Silbersee". Aber statt Weill trifft sie nur seine Haushälterin Erika. Es ist März 1933. Louise gibt nicht auf und folgt dem Komponisten als seine Frau Lotte Lenya nach Paris und New York ins Exil. Durch Sounds und Klänge, die auf geheimnisvolle Art und Weise erklingen und auf die Louise mit passenden Liedern reagieren kann, erleben Sie auf unterhaltsame Weise einen Traum der europäischen musikalischen Bühnenkunst. Er erinnert daran, wieviel Größe und Persönlichkeit ab 1933 durch Emigration und Vernichtung verloren ging und welche Wunden dies in unserer Gesellschaft hinterlassen hat- von denen wir fälschlicherweise glauben, dass sie geheilt sein könnten. Weill erschafft Musik, die neben Melancholie und Tiefe, auch voller Leidenschaft und Beschwingtheit daherkommt.

 

Spiel, Gesang: Ingala Fortagne, Spiel, Klavier: Nadia Belneeva

Spiel, Sounds, Saxofon: Marquis’ McGee

 

 

 

Sonntag, 6. Oktober, 15.00 Uhr : Führung über den jüdischen Friedhof Schmieheim mit Bärbel Heer

Bei einem Gang über den jüdischen Friedhof bei Schmieheim mit seinen über 2500 Gräbern lässt sich die wechselhafte Geschichte der Juden der Ortenau ablesen. Die ehrwürdige Grabstätte wurde 1682 von der Ettenheimer Judenschaft gegründet, als sich über 400 Jahre nach den Vertreibungen des Mittelalters wieder jüdische Familien in der Region niederlassen durften. Die zu verschiedenen Zeiten angelegten Teile des Friedhofes mit ihren unterschiedlichen Grabgestaltungen spiegeln eindrücklich die jeweilige gesellschaftliche Stellung der Juden wider.

Bei der Führung wird auf die auf vielfältigen Symbole und Inschriften auf den Grabsteinen eingegangen. Bei einigen Verstorbenen ist auch ihr Schicksal zur Zeit des Nationalsozialismus bekannt und ist ebenfalls Teil der Führung mit Bärbel Heer vom Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim. Der Treffpunkt ist am Parkplatz beim Friedhof an der Straße von Schmieheim nach Wallburg. Männer müssen eine Kopfbedeckung tragen, gutes Schuhwerk wird empfohlen. Die Führung dauert ca. 1,5 Stunden und ist kostenfrei.

Donnerstag 17. Oktober, 19:00 Uhr : Vortrag Dieter Grupp: „Unternehmen „Wüste“ - KZs am Fuße der Schwäbischen Alb

Im Juli 1944 beschloss das Rüstungsministerium unter Albert Speer, zehn Ölschieferwerke mit sieben Konzentrationslagern entlang der Bahnlinie Tübingen-Rottweil zu errichten, u.a. in Bisingen am Fuße des Hohenzollern. Ziel des Projekts war es, aus dem Ölschiefer der Schwäbischen Alb Treibstoff für die Armee zu gewinnen. An dem groß angelegten Projekt mit dem Decknamen Unternehmen „Wüste“ waren unterschiedliche miteinander konkurrierende Organisationen, Ministerien, Forschungsinstitute und Firmen beteiligt. Insgesamt mussten in den sieben „Wüste“-Lagern mehr als 11.000 Männer aus allen Ländern des besetzten Europa mörderische Zwangsarbeit leisten. Dabei wurde nur wenig und minderwertiger Treibstoff produziert. Das sinnlose Projekt kostete bis April 1945 über 3480 Menschenleben, von denen 1158 namenlos auf dem KZ-Friedhof in Bisingen beerdigt sind.

Dieter Grupp, Vorsitzender des Vereins Gedenkstätten KZ Bisingen e.V., erklärt den Zusammenhang zwischen Rüstungsindustrie, Sklavenarbeit und KZ-System, berichtet von einzelnen Schicksalen jüdischer Opfer und zeigt wie an die Verbrechen der NS-Diktatur in der Gemeinde bis heute erinnert wird.

 

 

Donnerstag 7. November, 18 Uhr :  St. Ursula-Gymnasium Freiburg, Vortrag mit Prof. Ulrich Herbert : Woher kam der Judenhass? Antisemitismus in Deutschland, 1890-1938

Am Ende des 19. Jahrhunderts zählte nicht Deutschland zu den Hochburgen des Antisemitismus, sondern eher Russland oder sogar Frankreich. Wie kam es, dass sich dies innerhalb drei Jahrzehnte so sehr veränderte, dass mit den Nationalsozialisten in Deutschland die judenfeindlichste Partei Europas an die Macht gelangte? Dieser Frage spürt der Vortrag von Prof. Ulrich Herbert (Universität Freiburg) nach. Die Veranstaltung findet in der Aula des St. Ursula Gymnasiums in Freiburg statt. Das St. Ursula-Gymnasium ist Bildungspartner der Gedenkstatte ehemaligen Synagoge Kippenheim.

 

 

 

DO 21. November, 19 Uhr : "Erinnern ist nicht genug" - eine szenisch(-musikalisch)e Aufführung

Die Theater-AG am Max-Planck-Gymnasium Lahr und die Kompositions-AG des Clara-Schumann-Gymnasiums Lahr setzen sich anhand der Autobiografie von Hedy Epstein "Erinnern ist nicht genug" und Hannah Arendts Buch "Wir Flüchtlinge" mit dem Thema Migration auseinander.

 

 

 

 

 

 

 

Hedy Epstein

 

 

27. Januar 2025, 19.00 Uhr: Vortrag : Reise nach Auschwitz

Druckversion | Sitemap
Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V.
Literatur I Weiterführende Links I Impressum I Datenschutz