Oscar Haberer wurde am 16. Februar 1867 in Offenburg geboren. Sein Vater, der eine Lederhandlung in der Hauptstraße betrieb, stammte aus Friesenheim und war nach der Verabschiedung des badischen Freizügigkeitsgesetzes 1862 nach Offenburg gezogen. Rosa, die Mutter von Oscar, eine geborene Löwe, stammte aus Gundelsheim im Landkreis Heilbronn. Das Grab der Eltern von Oscar Haberer findet sich in der Jüdischen Abteilung des alten Offenburger Friedhofs. Martin Ruch hat den Offenburger Künstler 2002 mit einer biografischen Skizze gewürdigt.
Oscar Haberer ging bei einem Offenburger Kunsthandwerker in die Lehre. Danach besuchte er die Kunstgewerbeschule in Karlsruhe und im Anschluss daran die Malerakademie in München. Selbstironisch bemerkte er, er habe sein Akademiestudium in erster Linie im Kaffee-Haus absolviert. Offensichtlich regte ihn die Atmosphäre zum Zeichnen an. Die ihm an der Kunstgewerbeschule Karlsruhe angebotene Assistentenstelle lehnte er ab und zog die praktische Entwurfsarbeit für eine Kunstschlosserei vor. Nach mehreren Jahren als künstlerischer Leiter der Porzellanfabrik von Villeroy und Boch in Schramberg zog es ihn als freischaffenden Künstler u. a. nach Wien, Straßburg, Metz und Frankfurt a. M. Schließlich entschloss er sich 1906 zur Übersiedlung nach Amsterdam. Dort widmete er sich vor allem seiner Intarsienkunst. Auftraggeber waren u. a. jüdische Gemeinden, für die er Toraschränke mit Holzeinlegearbeiten dekorierte.
1910 begab er sich nach Berlin, wo er sich im Ortsteil Wilmersdorf niederließ. Er unterrichtete als Zeichenlehrer an mehreren Schulen. Der Kauffmann-Verlag in Frankfurt a. M. beauftragte ihn mit der Illustration einer hebräischen Lese-Fibel, mit der Kindern das religiöse Brauchtum nahegebracht wurde. Das Unterrichtswerk erlebte mehrere Auflagen. Ein Exemplar findet sich dank der Initiative von Martin Ruch in der Judaica-Sammlung der Stadt Offenburg. Obwohl ihn sein Weg nach Berlin geführt hatte, blieb Oscar Haberer der ersten Heimat verbunden. Ähnlich wie Hans Thoma liebte er die Berglandschaft des Schwarzwaldes. Besondere Beachtung fanden seine Bilder vom Renchtal. Auch in der von ihm entworfenen Majolika drückt sich die Stimmung des Schwarzwaldes aus. Adolf Geck hat den Offenburger Maler und „Sohn der Stadt“ an seinem 60. Geburtstag 1927 in seiner Zeitung „D’r alt Offeburger“ ausdrücklich gewürdigt. In Berlin malte Haberer märkische Dörfer. Seine Wohnung dekorierte er vor allem mit Landschaftsbildern.
Oscar Haberer starb am 21. März 1932 in Berlin. Bestattet wurde er auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee. Die Berliner Jüdische Presse bescheinigte ihm in einem Nachruf ein stets bescheidenes Auftreten und eine schlichte Herzensfrömmigkeit, die an der jüdischen Überlieferung hing.
Dieter Petri
Literatur
Ruch, Martin: Der Offenburger Künstler Oscar Haberer (1867-1932). In: Die Ortenau 2002, 5. 505-518