In Nordrach bestand seit 1905 ein Sanatorium für jüdische weibliche Lungenkranke (M. A. von Rothschildsche Lungenheilanstalt). Die Stiftungsgründerin war Baronin Adelheid de Rothschild (1853-1935).
Neben 48 Krankenzimmern und Gesellschaftsräumen beherbergte das Gebäude auch eine Synagoge. Das Sanatorium ist auf Anweisung der Stifterin orthodox geführt worden. Es konnte seine Arbeit nach 1933 zunächst relativ ungestört fortsetzen. Im September 1942 wurde das Haus von der Gestapo zwangsweise geräumt. Ärzte, Personal und Patientinnen wurden nach Theresienstadt abtransportiert, von dort aus kamen die meisten weiter nach Auschwitz. Zwischen 1933 und 1943 lebten 116 Patientinnen und Pflegepersonal in der Lungenheilstätte von den mindestens 56 ermordet wurden.
Nach 1942 wurde aus dem Sanatorium ein SS-Mütterheim des Vereins "Lebensborn e.V." für schwangere Frauen vor und nach der Entbindung. Dieses Heim bestand bis zum 15. April 1945.
Heute ist das ehemalige Rothschildsche Sanatorium das Haus Bergblick des Sankt Georg Pflegeheimes in Nordrach (Träger: Oberrheinische Kliniken). Die frühere Gedenktafel an die Stifterin des Sanatoriums wurde im Mai 2003 - im 100. Jahr der Stiftungsgründung und im 150. Geburtsjahr der Stifterin - wieder aufgestellt. Sie befindet sich an einer zum Klinikgelände gehörigen Mauer neben dem Eingang.
Für die in Nordrach verstorbenen Patientinnen der Lungenheilanstalt wurde im Untertal 1907 ein Friedhof angelegt (bis 1942 für 29 verstorbene Patientinnen, eine letzte Beisetzung 1977). Die Friedhofshalle ist erhalten.