Das Landjudentum entsteht nach dem Dreißigjährigen Krieg, als sich nach den Pogromen im Mittelalter wieder Juden bei uns niederlassen. Allerdings bleiben ihnen die Städte verschlossen. Sie siedeln nun in kleinen Herrschaftsgebieten und in den Dörfern der Reichsritter in der Nähe der wichtigsten Handelszentren der Ortenau Lahr und Offenburg. Als Nichtchristen dürfen sie weder Landwirtschaft betreiben noch ein Handwerk ergreifen.
Im Verlauf des 17. Jahrhunderts bilden sich erste jüdische Gemeinden. Eine Lebensform beginnt sich zu entwickeln, die mit dem Begriff „Landjudentum" umschrieben wird. Der jüdische Viehhändler und der „Bändeljud" sind aus den Märkten und Dörfern nicht mehr wegzudenken. Als Händler, Hausierer und Geldverleiher nehmen sie eine wichtige Stellung im dörflichen und kleinstädtischen Wirtschaftskreislauf ein. Dennoch galten sie weiterhin als rechtlose Fremde, die außerhalb der Dorfgemeinschaft stehen, eine eigene Gemeinde bilden mit eigener Sprache (Jiddisch), Bräuchen und Sozialsystem. Mit der Gründung des Großherzogtums Baden im Jahr 1806 werden sie zwar Staatsbürger, aber weiterhin durften Juden weder den Gemeinderat wählen noch am Gemeindeeigentum teilhaben, außerdem bleibt ihnen das Recht auf freie Wohnortswahl verwehrt. Unterstützt von liberalen Politikern versuchen sie mit Petitionen ihre rechtliche Gleichstellung zu erkämpfen. Auf ihrem langen Weg zur Emanzipation müssen sie Rückschläge hinnehmen, bis hin zu gewalttätigen Anschlägen. Erst 1862 werden sie in Baden per Gesetz mit den Christen gleich gestellt. Die damit verbundene Freizügigkeit löst eine Landflucht aus. Viele jüdische Händler ziehen nun in die Städte, wo sie bessere Lebensmöglichkeiten finden. In den Städten schreitet der Assimilationsprozess rascher voran, während die immer kleiner werdenden Landgemeinden eher traditionell eingestellt bleiben. Der Nationalsozialismus insbesondere die Deportation am 22. Oktober 1940 setzte dem Landjudentum den Todesstoß.
Auf der West-Empore informiert ein Tisch mit einer Landkarte über die ehemaligen jüdischen Gemeinden der Ortenau und ihre Einrichtungen wie Synagoge und Friedhöfe. Außerdem befindet sich dort das „Buch der Gemeinden", das die einzelnen ehemaligen jüdischen Gemeinden der Ortenau mit historischem Bildmaterial portraitiert und aufzeigt, was heute noch dort an ehemaligen jüdischen Gebäuden zu finden ist.
Auf der SÜD-EMPORE wird die politische und gesellschaftliche Entwicklung der Landjuden dokumentiert.
Auf der NORD-EMPORE wird das religiöse und kulturelle Leben der Landjuden vorgestellt.