Moses Präger (1817–1861) badischer Reformrabbiner

Moses Präger wurde im Januar 1817 in (Ettenheim-) Altdorf geboren. Sein Vater Elias Hirsch Präger (1767–1847) war vom elsässischen Jungholtz nach Altdorf gezogen, wo seine künftige Frau Auguste, geb. Löwenstein lebte. Um seine große Familie zu ernähren, versuchte er als Religionslehrer ein Auskommen zu finden. Zwischen 1819 und 1822 war er als Rabbinatsverweser in Bühl tätig, danach zog die Familie nach Bruchsal, wo er das Amt des Stadtrabbiners übernahm.

Früh für das theologische Fach bestimmt, wurde Moses Präger von seinem Vater „in die religiösen Schriften und in das rabbinische Wissen“ eingeführt. Nach dem Besuch der jüdischen Elementarschule in Bruchsal hörte er als Vierzehnjähriger rabbinisch-talmudische Lehrvorträge in Karlsruhe und Mannheim, danach besuchte er das Gymnasium in Bruchsal (Abitur 1837). Parallel dazu sammelte er unter der Anleitung seines Vaters erste Erfahrungen im Rabbinerdienst. 1837 bis 1839 belegte er Vorlesungen an der Universität Heidelberg, um sich in weltlichen Fächern weiterzubilden.

1840 erhielt er vom israelitischen Oberrat die Anerkennung als Rabbinatskandidat. Um seinen greisen Vater zu unterstützen, erlaubte der Oberrat Moses Präger, sein Vikariat in Bruchsal zu absolvieren. Hier bemühte er sich, in Gemeinde, Schule und Synagoge zeitgemäße Verbesserungen einzubringen, angeregt wurde er dabei von dem sich in Deutschland formierenden Reformjudentum. Wie sein erster Biograf Benjamin Willstätter bemerkte, vermied er aber „aus Pietät gegen die Grundsätze seines noch im Amt stehenden Vaters tiefer eingreifende Reformen“, denn dieser war, wie sein Enkel Max Hachenburger (1860–1951) schrieb, noch ganz dem Rabbinertum der voremanzipatorischen Zeit verhaftet: „Er war kein angestellter Prediger oder gar Seelsorger. Seine Aufgabe war nur das Studium in den heiligen Schriften, ein weltabgewandtes Forschen und Grübeln, ein Zergliedern der feinen und feinsten Fragen, ein Auslegen schwieriger Stellen des Religionsgesetzes.“

Nach dem Tod von Elias Hirsch Präger 1847 folgte ihm sein Sohn Moses im Amt als Bruchsaler Rabbiner. Bald begann dieser Gebete in deutscher Sprache in den Gottesdienst der Bruchsaler Gemeinde einzubauen – bis dahin wurde in den Gottesdiensten nur Hebräisch gesprochen. 1851 fasste er seine deutschen Gebete in einem „Gebets- und Erbauungsbuch für Israeliten“ zusammen, dem die „Zeitung des Judentums“ eine „kindliche und doch sinnige und innige Gebetssprache“ bescheinigte. Neben den üblichen Aufgaben eines Bezirksrabbiners oblag Moses Präger die religiöse und seelsorgerische Betreuung der im Zuchthaus Bruchsal inhaftierten Juden. Zu deren Unterstützung gründete er einen Entlassenenverein. Über seine Erfahrungen als Gefängnisseelsorger berichtete er 1852 in der Zeitschrift „Der israelitische Volkslehrer“.

Am 14. März 1850 ehelichte Moses Präger die aus Sulzbach bei Fürth stammende Kaufmannstochter Fanni Rothschild (1812–1872). Im Januar 1855 folgte er dem Ruf an die große israelitische Gemeinde in Mannheim, die als die reformfreudigste des Großherzogtums Baden galt. Hier setzte er sein Reformwerk fort und begann die Gottesdienste zu modernisieren. Mit Erfolg, wie Willstätt bestätigte: „Präger verstand es, den öffentlichen Gottesdienst so zu gestalten, dass derselbe die der neuen wie die der älteren Richtung huldigenden Mitglieder der Gemeinde vollständig befriedigte […]“. Im Vorwort seines 1855 erschienenen „Gebetsbuches für die israelitische Gemeinde Mannheim“ (Mannheimer Gebetbuch) rechtfertigte Moses Präger seine Reformen und forderte, „dass das deutsche Element Vertretung finden müsse, um das religiöse Bewusstsein derer zu wecken, welchen die hebräische Sprache fremd geworden“. Er orientierte sich dabei an der 1850 erschienenen „Breslauer Liturgie“ von Abraham Geiger (1810–1874), einem bedeutenden Vertreter des Reformjudentums.

Für die Anhänger der Orthodoxie war Präger mit seinem Gebetsbuch entschieden zu weit gegangen. Auf ihr Betreiben hin wurde er vom Oberrat der Israeliten in Baden am 20. August 1855 von seinem Amt abberufen. Dem Widerstand aus der Stadtgemeinde Mannheim (u. a. ein Protestbrief der „Frauen und Jungfrauen“) hatte es Moses Präger zu verdanken, dass der Oberrat seine Entscheidung rückgängig machte. Moses Präger, der Reformrabbiner, der so nachhaltig auf das badische Judentum wirkte, starb nach einer längeren Krankheit im November 1861 in Mannheim im Alter von nur 45 Jahren. Trotz der heftigen Kritik an seinem „Mannheimer Gebetbuch“ fand dieses Eingang in viele Gemeinden inner- und außerhalb Badens.

 

Jürgen Stude

Literatur

Willstätter, Benjamin: Moses Präger. In: Badische Biographien II, hrsg. von Friedrich v. Weech, Heidelberg 1875, 5. 144-145

Stude, Jürgen: Geschichte der Juden in Bruchsal. Heidelberg/Ubstadt-Weiher [u. a.] 2007

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