Dr. Leo Wolff

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Leo Wolff (links) war Mitglied des Gesangsvereines von Appenweier

Seit Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte zu Appenweier ein „Physikat“ (öffentliche Arztstelle), welche auch zur Versorgung der Umlandgemeinden bestimmt war. 1908 bewarb sich Dr. Leo Wolff (1874-1942) auf diese Stelle. Er praktizierte bis dahin in Strümpfelbrunn, einem Dorf bei Eberbach im Odenwald. Bevor es zu einer Anstellung kam, hatte sich der Bürgermeister von Appenweier bei den Bürgermeistern im Odenwald über Dr. Wolff erkundigt. Diese stellten dem Arzt ein rundum positives Zeugnis aus, nannten ihn wahrheitsliebend, gebildet und leutselig und lobten die medizinischen Kenntnisse und sein Geschick. Bei der Vertragsunterzeichnung mit Dr. Wolff waren sich die Bürgermeister des Gemeindeverbandes Appenweier einig. Einwände wegen seiner jüdischen Religion wurden von keinem erhoben. Das jährliche „Wartegeld“ für die Bereitschaft betrug 500 Mark. Damit verbunden war die Erwartung, dass mittellose Patienten kostenlos behandelt wurden. Zur Vergütung gehörte die kostenlose Nutzung des Obergeschosses im Rathaus, wo der Arzt seine Wohnung und seine Praxis einrichtete. Üblicherweise kam die unentgeltliche Versorgung mit Brennholz hinzu.

 

Die Kassenpatienten waren überwiegend bei der „Krankenversicherung Appenweier – Nesselried – Ebersweier“ versichert. Patienten kamen aber auch aus Durbach und Legelshurst. Im Ersten Weltkrieg behandelte Dr. Wolff die verletzten Soldaten, die bei der Appenweierer Bahnhofsmission ankamen. Ebenso tat er, unterstützt von einer katholischen Ordens- und einer Rot-Kreuz-Schwester, Dienst im örtlichen Spital St. Elisabeth, das zu einem Lazarett umfunktioniert worden war. 1916 erhielt Dr. Wolff vom Großherzog das Kriegsverdienstkreuz. Nach dem Krieg baute er in Urloffen die Sanitätsabteilung des Roten Kreuzes auf.

 

Leo Wolff war am 4. Mai 1874 in Oberstein in der Pfalz zur Welt gekommen. Der Vater handelte mit Edel- und Halbedelsteinen und betrieb eine Edelsteinschleiferei, die von zwei Brüdern Leos weitergeführt wurde. Leo besuchte das „Königliche Gymnasium“ in Wiesbaden. Nach dem Abitur studierte er Medizin an der Universität Würzburg. Mit dem Staatsexamen 1897 erhielt er die Approbation für das Deutsche Reich. 1904 heiratet er Anna Glaßner. Ein Kind, das schon vor der Hochzeit zur Welt gekommen war, wurde der Konfession der Mutter entsprechend katholisch getauft. Doch konvertierte die Mutter vor der Eheschließung zum jüdischen Glauben.

 

Als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, durften die Krankenkassen keine Rechnungen von jüdischen Ärzten mehr bezahlen. 1938 wurde den jüdischen Ärzten sogar die Approbation entzogen. Sie durften keine „Arier“ mehr behandeln, sondern nur noch jüdische Patienten, und dies nicht als „Ärzte“, sondern lediglich als „Krankenbehandler“. Sein Auto hatte Wolff abliefern müssen. So war er zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit der Bahn zu den bettlägerigen Patienten unterwegs. Am 22. Oktober 1940 wurde er als einziger in Appenweier lebender „Nichtarier“ mit den anderen badischen Juden von der Geheimen Staatspolizei verhaftet und nach Gurs in Südfrankreich abgeschoben. Bereits während der Zugfahrt war die medizinische Hilfe des Arztes gefragt. Im Lager selbst bestritt er als Arzt einen vollen Arbeitstag, von dem er seiner Tochter in Briefen berichtete. Er erzählte ihr auch von den jüdischen Festen, die im Lager so gut es ging gefeiert wurden. Auch von Konzerten und Theatervorführungen der Internierten wusste er zu berichten. Über die Widrigkeiten des Lagers hat Wolff sich der Tochter gegenüber ausgeschwiegen, wohl in der Absicht, ihr die Sorge zu nehmen. Er hegte die berechtigte Hoffnung, bald zu seiner Tochter und zu den Enkelkindern nach Amerika auswandern zu dürfen. Es kam jedoch nicht mehr dazu. Eine Magenerkrankung zwang ihn, sich operieren zu lassen. Er starb am 1. Mai 1942 in einer Klinik von Toulouse an inneren Blutungen. Das Grab des selbstlosen Mannes findet sich auf dem Friedhof dieser Stadt.

 

Im Rahmen des „Ökumenischen Jugendprojektes Mahnmal“ wurde 2005 von einer Konfirmandengruppe ein Gedenkstein für Dr. Leo Wolff geschaffen. Der Gedenkstein steht vor dem Appenweierer Rathaus.

 

Dieter Petri

 

Literatur

Maier, Karl: Dr. Leo Wolff aus Appenweier,in: Die Ortenau 2006, S. 153-170

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