Lazarus Mannheimer, Kantor

Eine „Lazarus-Mannheimer-Straße“ in einem Kehler Neubaugebiet hält die Erinnerung an den letzten Vorsteher und Kantor der jüdischen Gemeinde Kehl wach. Lazarus Mannheimer wurde am 19. Februar 1886 in Eberbach am Neckar als Sohn des Kaufmanns Leopold Mannheimer und seine Frau Barbara, geb. Schwab, aus Bodersweier geboren. In der Zeit von 1907 bis 1912 war er in der Bodersweierer Volksschule als Unterlehrer eingesetzt. Es war in Baden üblich, dass die Schulbehörden in Kommunen mit israelitischen Gemeinden einen jüdischen Lehrer an dortige Volksschulen abordneten. In Bodersweier lernte er seine spätere Gattin Regina, geb. Bensinger (1868–1942 Auschwitz) kennen, die er am 29. Juli 1912 ehelichte. Die Ehe blieb kinderlos. Nach der Heirat zog das Paar nach Kehl, wo Lazarus Mannheimer als Lehrer (später Oberlehrer) an der dortigen Volksschule arbeitete. Daneben versah er das Kantorenamt für die israelitische Gemeinde Kehl, in deren Vorstand er mitarbeitete. Das Ehepaar Mannheimer wohnte in einem Haus der Gemeinde in der Kinzigstraße 20.

Lazarus Mannheimer war ein politisch denkender Mensch. Er war Vorsitzender des Ortsvereins des „Central-Vereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens“ (CV). Der CV trat für die gesellschaftliche Gleichstellung der Juden ein und versuchte, Judentum und deutsche Kultur miteinander zu vereinbaren. 1925 ließ sich Lazarus Mannheimer in den Bürgerausschuss der Stadt Kehl wählen, 1930 trat er der liberalen „Deutschen Staatspartei“ bei. Sein Jude-Sein und sein politisches Engagement machten ihn bei den Nationalsozialisten doppelt verhasst. Es wundert daher nicht, dass ihn die Kehler Polizei zusammen mit drei weiteren Repräsentanten der Kehler Judenschaft zwischen dem 1. und 8. April 1933 in „Schutzhaft“ nahm. Im Rahmen des Berufsbeamtengesetzes vom 7. April 1933 wurde er aus dem Schuldienst entlassen; auch aus dem Bürgerausschuss musste er ausscheiden. Am Novemberpogrom 1938 verschleppten ihn die Nationalsozialisten zusammen mit den anderen jüdischen Männern Kehls in das Konzentrationslager Dachau. Nach seiner Rückkehr aus dem Lager zog das Ehepaar nach Karlsruhe, wo Lazarus Mannheimer nach Jahren der Arbeitslosigkeit am 1. Dezember 1939 an der jüdischen Schulabteilung Karlsruhe unterkam. Laut dem Karlsruher Adressbuch wohnte das Ehepaar Mannheimer zuletzt in der Karlsruher Kreuzstraße 3.

Am 22. Oktober 1940 wurden Lazarus und Regina Mannheimer im Rahmen der Wagner-Bürckel-Aktion in das Lager Gurs im Südwesten Frankreichs deportiert. Dort wurden sie in getrennten Barracken untergebracht. Lazarus Mannheimer wurde mehrfach in andere Lager verlegt, zuletzt war er im Camp Les-Milles interniert. Von dort aus brachten ihn die Nationalsozialisten in das Sammellager Drancy bei Paris, wo es zu einem Wiedersehen mit seiner Frau kam, die über die Lager Masseube und Noé nach Drancy gekommen war. Am 7. August 1942 wurde das Ehepaar mit dem Transport Nr. 29 nach Auschwitz verschleppt und dort vermutlich am 9. August 1942 gleich nach ihrer Ankunft ermordet. Seit dem 12. März 2008 erinnern vor dem Haus Kreuzstraße in der Karlsruher Innenstadt zwei Stolpersteine an Regina und Lazarus Mannheimer. Am Hauptportal der Falkenhausenschule befindet sich seit 2011 ein weiterer Stolperstein für Lazarus Mannheimer.

 

Jürgen Stude

Literatur

Hartmut: Kehl im Dritten Reich: Kehler Stadtgeschichte 1933-1945; eine Dokumentation des Stadtarchivs Kehl zu der gleichnamigen Ausstellung im Hanauer Museum 1995/1996. Kehl 1997

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