Josua Uffenheimer - Unternehmer

Der Kaiserlich-Königliche „Fabriquewesen-Entrepreneur“ Josua Uffenheimer (gest. 1786) stammte aus einer wohlhabenden Familie in Hohenems in Vorarlberg. Sein Vater Jonathan Uffenheimer verfügte über beste Beziehungen zu den vorderösterreichischen Behörden und war Inhaber des ihm von Kaiserin Maria Theresia verliehenen Titels „Speditions- und Hoffaktor“. Josua Uffenheimer nutzte das Beziehungsnetz des Vaters für seine zahlreichen wirtschaftlichen Unternehmungen im Breisgau und in der Ortenau.

1747 ließ sich Josua Uffenheimer in Kippenheim nieder, wo er Zipora, die Tochter des vermögenden Händlers Marum Marx Weil (gest. 1749) ehelichte. In seiner neuen Heimatgemeinde eröffnete Uffenheimer einen größeren Laden für Stoffe und Wäsche, für den er Waren aus „Konstanz im Tirol“ und aus der Schweiz importierte. Sein Kippenheimer Geschäft war aber nur eine Einnahmequelle von vielen. 1754 übernahm er vom Kloster Ettenheimmünster, der Stadt Ettenheim und von drei benachbarten Dörfern eine 4100 Gulden schwere Forderung an die kaiserliche Armee. „Es ist kein Zweifel, daß der Jud ein Nahmhaftes gewinnt; das Schmieren wird ihm aber auch kosten“, kommentierte ein Zeitgenosse diesen Handel. Zusammen mit seinem Bruder Gabriel war er eine Zeit lang Mitinhaber des Innsbrucker Salzmonopols, auch das Salzmonopol für das Oberamt Mahlberg hatte er um 1767 inne. Er wird 1754 von dem Mahlberger Amtmann als „Reicher Judt“ bezeichnet, der in der Lage sei, den Handel im Amt Mahlberg Auftrieb zu geben. Vielleicht aufgrund seines hohen Einkommens amtierte er neben seinem Schwager Emanuel Weil als Vertreter der in Kippenheim und Friesenheim lebenden Juden.

Zum Wirtschaftspionier wurde Uffenheimer durch die Übernahme der „Florettseidenfabrik“ im vorderösterreichischen Breisach am Rhein. Die im dortigen Zucht- und Arbeitshaus 1764 eingerichtete Manufaktur war durch Misswirtschaft in Konkurs geraten. Um sie wieder in Schwung zu bringen, schlug der für die Wirtschaftsförderung Vorderösterreichs zuständige „Commercien-Consens“ Uffenheimer vor, er solle den angeschlagenen Betrieb übernehmen und zu einer großen Textilmanufaktur ausbauen. Seine im Wäschegeschäft gesammelten Erfahrungen ermöglichten es ihm, die Breisacher Manufaktur aus der Krise zu führen: Sofort erweiterte er die Produktion und führte moderne Maschinen wie Spezialwebstühle und Glättungsmaschinen für Webwaren ein. Zur Ausbildung der ungelernten Arbeitskräfte holte er einen Bandweber. Neben diesem Fachmann stellte er noch weitere Meister und Meisterinnen ein. Gleichzeitig erweiterte er sein Absatzsystem. Seine Hauptabnehmer waren jüdische Händler der näheren und weiteren Umgebung, aber auch Wiederverkäufer in Böhmen und Norditalien. 1774 gab er dem zeitweise bis zu 400 Mitarbeiter umfassenden Breisacher Unternehmen den Namen „Cottonfabrik des Josua Uffenheimer“.

1773 richtete Uffenheimer in dem ebenfalls zu Vorderösterreich gehörenden Kloster Schuttern eine Filiale des Breisacher Unternehmens ein, die binnen kurzer Zeit größere Mengen von Webwaren an Weiterverkäufer lieferte. Abt Karl Vogler, der Geld zur Finanzierung seiner neuen prachtvollen, barocken Klosterkirche brauchte, bestätigte Uffenheimer alsbald den Erfolg seiner Produktion in einem herzlichen Begleitschreiben. Aus einer 1775 erstellten Übersicht geht die Größe der Belegschaft der Schutterner Weberei hervor: 40 Spinner, zwölf Weber, fünf Handwerker, ein Färber, ein Ausrüster und ein Buchhalter. Auch in Hausen im Wiesental unterhielt Uffenheimer für einige Jahre eine Filiale der Breisacher „Cottonfabrik“.

Josua Uffenheimer, der mit der Sanierung der Breisacher Baumwollfabrik einen bedeutenden Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung des Breisgaus und der Ortenau geleistet hatte, versuchte aus seinem Status als geduldeter „Schutzjude“ herauszukommen, und hoffte aufgrund seiner Verdienste auf eine offizielle Würdigung von höherer Stelle. Zwar unterstützte 1778 die vorderösterreichische Regierung sein Gesuch um die Verleihung des Titels eines „Vorländischen Kommerzien Faktors“, doch der Kaiserlich-Königliche „Fabriquewesen-Entrepreneur“ blieb weiterhin „Schutzjude“, ohne Bürgerrechte und ohne Recht auf freie Wahl des Wohnsitzes. Er starb am 10. Februar 1786; wie auf seinem Grabstein auf dem Verbandsfriedhof Schmieheim zu lesen ist, „in gutem Ruf, greis und lebenssatt“ (1. Buch Moses Kap. 35,29).

 

Jürgen Stude

Literatur

Blum, Hans David: Juden in Breisach: von den Anfängen bis zur Schoah; 12.-19. Jahrhundert. Konstanz 1998

Groszmann, Gabriel: Semi Uffenheimer. Jüdische Familiengeschichten aus Breisach, Lörrach, Bühl, Graben in Baden und in Argentinien 1902-1981. Konstanz 2013

Lewin, Adolf: Geschichte der badischen Juden seit der Regierung Karl Friedrichs (1738 bis 1909). Karlsruhe 1909

Stude, Jürgen: Josua Uffenheimer, ein Schutzjude und Fabrikwesen-Entrepreneur. In: Historischer Verein für Mittelbaden/Mitgliedergruppe Ettenheim 1997, 5. 362-364

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