Die Synagoge in der Nachkriegszeit

1948 erwarb der damalige Kippenheimer Bürgermeister und Maurermeister Anton Fritschmann das Gemeindezentrum samt Kantorenhaus. In der ehemaligen Synagoge produzierte er Hohlblocksteine. 1955 verkaufte Fritschmann das Synagogengebäude an die Raiffeisenwarengenossenschaft Kippenheim e. G., die es als Lager für landwirtschaftlichen Bedarf nutze. Für diesen Zweck ließ die Genossenschaft 1956/57 die Türme bis auf die Höhe des Satteldaches abtragen, die Rundfenster zumauern sowie die Fensterrosetten entfernen. Im Betsaal wurde eine Zwischendecke eingezogen. Nach dieser Umbaumaßnahme, war die ursprüngliche Nutzung des Gebäudes nicht mehr erkennbar. Ob sie auf den Vorschlag des Landrats Strack aus dem Jahr 1940 zurückgeht, ist nicht geklärt. Der 1965 zufällig durch Kippenheim fahrende Schweizer Jude Leopold Weill (1905-85) wurde auf die Synagoge und ihre unwürdige Nutzung aufmerksam. Er wandte sich mit einem Leserbrief an die örtliche Presse, was eine mehrjährige Debatte auslöste und schließlich der Verwendung des Gebäudes als Lager ein Ende setzte.

1983 ging die ehemalige Synagoge in die Hände der Gemeinde Kippenheim über, die den ursprünglichen Zustand im Äußeren mit Unterstützung des Landesdenkmalamtes wiederherstellen ließ (Abschluss 1987). Da keine Originalpläne existierten, orientierten sich die Architekten an Fotos aus den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts, was Abweichungen vom ursprünglichen Zustand mit sich brachte. Seit 1999 ist der Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e. V. Pächter des Gebäudes. 2003 lief er es einer aufwändigen Innenrenovierung unterziehen.