Veranstaltungsprogramm 2023
SO 8. Oktober, 11.00 Uhr : "Steine gegen das Vergessen" - Stolpersteine in Kippenheim
Der Künstler Gunter Demnig hat in den 1990er-Jahren das Kunst- und Geschichtsprojekt "STOLPERSTEINE" gestartet. Diese Stolpersteine sollen an Menschen erinnern, die unter der NS-Diktatur gelitten haben oder ihr zum Opfer fielen. Die Steine tragen den Namen der Opfer und werden vor deren einstigen Wohnungen von Gunter Demnig persönlich verlegt. Die Aktion begann in Berlin, mittlerweile gibt es in über 1.000 Gemeinden in 24 Ländern Europas solche Stolpersteine. Auch in Kippenheim gibt es 26 Stolpersteine. Die Führung unter der Leitung von Jürgen Stude sucht diese Stolpersteine in Kippenheim auf und erinnert an die jüdischen Familien, die hier gelebt haben und an ihr Schicksal. Es handelt sich um eine Kooperationsveranstaltung mit der VHS Kippenheim.
SO 15. Okt., 1700. Uhr: Konzert mit dem Leonard-Cohen-Project
"Songs Of Love And Hate" ist ein Studio-Album des kanadischen Musikers und Schriftstellers Leonard Cohen aus dem Jahr 1971. „Love an Hate“ zieht sich wie ein roter Faden durch beinahe alle Werke des Musik-Poeten. Deshalb machten die Musiker Jürgen Gutmann (Gitarre, Gesang) und Manuel Dempfle (Gitarre, Gesang) zum Titel der ersten gemeinsamen Produktion ihres Leonard-Cohen-Projects. Dabei konzentrieren sich vor allem auf die frühen Lieder von Leonard Cohen in ihrer schmerzlich-schönen Hommage an den großen und unvergessenen Musik-Poeten. Dabei verzichten sie bewusst auf jegliche Showelemente und ahmen diesen nicht nach, sondern lassen seine Musik für sich sprechen, ergänzt mit ausgewählten Liedern von Freunden und Zeitgenossen Cohens wie Simon&Garfunkel oder Bob Dylan und erzählen über die Songs und über Cohen selbst.
Eintritt frei - Spenden werden erbeten,
Infos: Jürgen Stude, 07807-957612, juergen.stude@t-online.de
FR 20. Oktober, 20.00 Uhr : Der 22. Oktober 1940 und die Deportation der badischen Jüdinnen und Juden in das Lager Gurs
Am 22. Oktober 1940 wurden nahezu alle Jüdinnen und Juden Badens, der Pfalz und des Saarlandes aus ihren Wohnungen geholt und nach Südwestfrankreich in das Lager Gurs deportiert. Der badische NSDAP-Gauleiter Robert Wagner und sein Pfälzer Kollege Bürkel versuchten mit dieser unangekündigten Aktion ihre Herrschaftsbereiche als die ersten im Deutschen Reich „judenfrei“ zu erklären. Die Opfer waren völlig überrascht, als am Morgen Gestapo-Männer an ihren Wohnungstüren erschienen und sie aufforderten, ihre Sachen zu packen. Manchen ließ man nicht einmal die zwei Stunden, die auf einem Merkblatt vorgesehen waren. Für den Transport der etwa 6.400 Deportierten stellte die Reichsbahn neun Sonderzüge bereit, die die Grenze zwischen dem besetzten und dem unbesetzten Frankreich passierten und schließlich von den französischen Behörden zu dem in den Pyrenäen gelegenen Lager Gurs weitergeleitet wurden.
Der Freiburger Historiker Heinrich Schwendemann erläutert Ablauf und Hintergründe dieses Zivilisationsbruches. Zivilisationsbruches.
DO 9. November, 18.00 Uhr: Prof. Dr. Ulrich Herbert : Woher kam der Judenhass? Antisemitismus in Deutschland, 1890 bis 1938
Am Ende des 19. Jahrhunderts zählte nicht Deutschland zu den Hochburgen des Antisemitismus, sondern eher Russland oder sogar Frankreich. Wie kam es, dass sich dies innerhalb von nicht einmal 35 Jahren so sehr veränderte, dass mit den Nationalsozialisten die judenfeindlichste Partei des Kontinents in Deutschland an die Macht gelangte? Dieser Frage spürt der Vortrag „Woher kam der Judenhass? Antisemitismus in Deutschland 1890 bis 1938“ von Prof. Ulrich Herbert (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau) nach. Die Veranstaltung findet statt in der Aula des St. Ursula Gymnasiums in Freiburg Eisenbahnstraße 45
FR 10. November, 17 Uhr : Im Rathaushof in Kippenheim stand die SA mit dem Gewehr hinter uns … Lesung zum 85. Jahrestag des Novemberpogroms 1938
Wie überall in Orten mit jüdischer Bevölkerung kam es am 9. bzw. am 10. November 1938 auch in Kippenheim zu schweren Übergriffe gegen die Mitglieder dieser Minderheit. Angehörige der Hitlerjugend aus Lahr aber auch Einheimischewarfen die Schaufenster jüdischer Geschäfte ein, attackierten jüdische Häuser in der Poststraße und in der Unteren Hauptstraße mit Steinwürfen und schändeten die Synagoge. Am gleichen Tag wurden alle jüdischen Männer in das KZ-Dachau verbracht, aus dem sie erst Wochen später wieder freikamen.
Anlässlich des 85. Jahrestages dies Pogroms lädt der Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim zu einem Rundgang zu den Schauplätzen des Pogroms ein. Vor den früheren jüdischen Wohnungen und Einrichtungen werden Berichte von Überlebenden wie Inge Auerbacher, Kurt Maier und Hedy Epstein (FOTO), aber auch Zeugenaussagen aus den Synagogenbrandprozessen der Nachkriegszeit verlesen.
Treffpunkt ist der Vorhof der Kippenheimer Synagoge, bei schlechtem Wetter in der Gedenkstätte. Die Teilnahme ist kostenlos.
SO 12. November, 15 Uhr : Führung über den jüdischen Friedhof Schmieheim
Bei einem Gang über den jüdischen Friedhof bei Schmieheim mit seinen über 2500 Gräbern lässt sich die wechselhafte Geschichte der Juden der Ortenau ablesen. Die ehrwürdige Grabstätte wurde 1682 von der Ettenheimer Judenschaft gegründet, als sich über 400 Jahre nach den Vertreibungen des Mittelalters wieder jüdische Familien in der Region niederlassen durften. Die zu verschiedenen Zeiten angelegten Teile des Friedhofes mit ihren unterschiedlichen Grabgestaltungen spiegeln eindrücklich die jeweilige gesellschaftliche Stellung der Juden wider.
Bei der Führung wird auf die auf vielfältigen Symbole und Inschriften auf den Grabsteinen eingegangen. Bei einigen Verstorbenen ist auch ihr Schicksal zur Zeit des Nationalsozialismus bekannt und ist ebenfalls Teil der Führung mit Bärbel Heer vom Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim. Der Treffpunkt ist am Parkplatz beim Friedhof an der Straße von Schmieheim nach Wallburg. Männer müssen eine Kopfbedeckung tragen, gutes Schuhwerk wird empfohlen. Die Führung dauert ca. 1,5 Stunden und ist kostenfrei.