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Maas-Medaille geht nach Kippenheim

Badische Zeitung 19. Dezember 2013

Seit 1994 verleiht die evangelische Kirchengemeinde Gengenbach die Hermann-Maas-Medaille. Seit 2004 steht die Vergabe zusammen mit einer ähnlichen Auszeichnung der Kirchengemeinde Heidelberg unter der Schirmherrschaft des Landesbischofs der Evangelischen Landeskirche in Baden. Die Jury hat für die nächste Verleihung den Förderverein Ehemalige Synagoge Kippenheim e.V. ausgewählt. Der im Januar 1996 gegründete Verein hat sich zum Ziel gesetzt, die ehemalige Synagoge zu einem Ort des Gedenkens, des Lernens und der Begegnung zu machen. Die mit 2500 Euro dotierte Medaille wird am 26. Januar 2014 um 15 Uhr in Gengenbach verliehen.

 

Die bisherigen Preisträger waren die ehemalige Mannheimer Staatsanwältin Barbara Just-Dahlmann, der Deutsch-Israelische Arbeitskreis aus Ettenheim, Schuldekan Albrecht Lohrbächer und Kirchenrat Hans Maaß, Edna Brocke (Alte Synagoge Essen) und die Ständige Konferenz zur Begegnung von Juden, Christen und Muslimen in Europa. Außerdem ging die Medaille an Eva Mendelsson (London)und Paul Niedermann (Bry sur Marne), zwei Zeitzeugen der Deportation von rund 6500 Juden aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das südfranzösische Internierungslager Gurs im Oktober 1940,sowie an die israelische Menschenrechtorganisation Machsom Watch.

 

Die Hermann Maas-Medaille soll laut Satzung an Einzelpersonen, Gruppen oder Institutionen verliehen werden, die sich im Sinne von Hermann Maas „in einem ökumenischen Geist um den Dienst am Nächsten und um Verständigung und Versöhnung zwischen Religionen und Völkern – insbesondere zwischen Deutschen und Israelis bzw. Christen und Juden – in Wort und Tat bemühen“.

 

Maas hat sich für den Frieden zwischen Religionen und Völkern eingesetzt und wurde unter großem persönlichem Einsatz zum Helfer und Retter für zahllose Juden.1950 wurde Maas als erster Deutscher nach dem Krieg vom Staat Israel eingeladen. Er ist 1970 gestorben.

 

 

 

Hermann Maas: ein „Gerechter unter den Völkern“

Im Jahr 1993 wurde die Hermann-Maas-Medaille gestiftet. Damit möchte die evangelische Kirchengemeinde an einen großen Sohn Gengenbachs erinnern: Dem „stadtbekannten Judenfreund“ Hermann Maas.


Hermann Maas wurde 1877 Hermann in Gengenbach geboren. Er studierte evangelische Theologie, war später Stadtpfarrer von Heidelberg an der Heilig-Geist-Kirche und zuletzt Prälat des Kirchenbezirks Nordbaden; er starb 1970 in Mainz.

 

Die Eckdaten des Lebens dieses badischen Pfarrers wären nur von lokaler, allenfalls von regionaler Bedeutung, wenn er sich über seinen Beruf hinaus nicht seiner Berufung gestellt hätte. Diese bestand darin, sich - vielfach unter Gefahr für Beruf, Leib und Leben - für den Frieden zwischen Religionen und Völkern und für verfolgte jüdische Mitbürger einzusetzen und nach dem Krieg für die Versöhnung zwischen Juden und Christen und Deutschen zu wirken.

 

Diese Lebensleistung von Hermann Maas fand Anerkennung im In- wie im Ausland, vor allem auch in Israel: Prälat Maas war der erste christliche Deutsche, der nach dem Kriege 1950 offiziell nach Israel eingeladen wurde; nach ihm hat man in den Gilboa-Bergen ein Wäldchen benannt und in der "Allee der Gerechten" in Yad Vashem, der Jerusalemer Gedenkstätte für die Opfer des Holocaust, 1967 einen Johannesbrotbaum gepflanzt.


Die Heimatgemeinde des einen „der 36 Gerechten unter den Völkern " gab deshalb 1988 ihrem kirchlichen Gemeindezentrum seinen Namen und stiftete im Jahre 1993 die Gengenbacher Hermann-Maas-Medaille.